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FÜSSE
"MEIN SCHWULES AUGE", GRUPPENAUSSTELLUNG UND BUCHVERNISSAGE IN DER WERKSTATTGALERIE, BERLIN 2008
Unsere Füsse sind sprichwörtlich derjenige Teil unseres Körpers, der uns erdet; in der Evolution haben sie ihren existentiellen Auftrag mit dem aufrechten Gang erhalten. Doch in dem Maße, in dem wir uns rein räumlich von unseren Füssen entfernt haben und unsere Gedanken dem spirituellen und dem virtuellen zuwenden konnten, ist der Fuß, die eigentliche Grundlage aller Zivilisation und Kultur, ins Abseits, fast schon in Vergessenheit geraten. Schließen wir aus der Entfernung eine Entfremdung, und handeln wir danach, so liegt die Beschäftigung mit dem Thema nicht gerade nah. Dabei ist doch gerade der Fuss, neben der Hand, dasjenige unserer Körperteile, welches wir am einfachsten und in seiner Ganzheit ansehen können.
Sich darüber hinaus den Füssen anderer Menschen zu nähern, bedeutet eine uneingestandene Grenze zu überschreiten, eigentlich schon einen Tabubruch. In fernöstlichen Kulturen zum Beispiel werden Füsse verehrt, sind sie heilig, bilden den Ausgangspunkt ganzer medizinischer Methoden und Behandlungen. Füsse sind auch ein intimer Bereich. Nicht nur intim – wie die Bilder zu zeigen hoffen – vor allem auch und vielleicht zuallererst sind sie individuell. Sie besitzen einen charakteristischen Erkennungswert. Jemandes Füsse sind genauso einzigartig wie sein Gesicht.
Text: Michael Vögtlin, Dipl. Des. Medien und Freier Dramaturg
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